Nachlese zum Berlin Marathon 2003

 

  

Auch beim Berlinmarathon waren Läuferinnen und Läufer des SV – Siemens am Start.

Zunächst eine kurze Übersicht der Ergebnisse:
 

Name

Verein

Endzeit

Reinhardt-Scharf, Christine

SV-Siemens Mülheim

3:54:08

Kramer, Ursel

SV-Siemens Mülheim

3:58:59

Linnenschmidt, Simone

SV-Siemens Mülheim

4:16:00

Horn, Hans-Juergen

SV-Siemens Mülheim

4:16:14

Karoß, Anja

SV-Siemens Mülheim

4:16:14

Wistuba, Silke

SV-Siemens Mülheim

4:39:59

 
 

Mein Ziel 2003 - Marathon Berlin 2003 (ein Erlebnisbericht von Silke Wistuba) 

28. September 2003, 9:00 – Startschuss für den 1. Marathon meines Lebens – zusammen mit 35.000 anderen Läufern stehe ich im Block G – bei den „Babies“ – all denen, die es zum ersten Mal versuchen. Ganz weit vorne bewegt es sich – wir sehen allerdings nur die Luftballons die von den Läufern der vorderen Blocks in den strahlend blauen Himmel entlassen werden. Dann endlich – auch unser Block setzt sich in Bewegung: 9:15 – die Zeitmessungsmatten sind erreicht – es geht los.
Es ist schon erstaunlich wie viele Menschen da um mich herum laufen – und versuchen in ihren Rhythmus zu kommen – was auf den ersten fünf Kilometern mehr als schwierig ist – die Masse bremst die Individiulatät enorm. Aber egal, der Puls ist zwar eigentlich dem Gefühl nach zu niedrig – aber schliesslich sind da ja noch einige Kilometer vor mir – wird schon passen. Der Strassenrand ist gut besetzt  - die Berliner sind Fans, das ist zu merken. Phantastisch – es geht so richtig an den Zentren der Macht vorbei – Siegessäule, Reichstag, dann in den Osten – Plattenbauten – Langeweile kommt nicht auf. Bei Km 10 der Blick auf die Uhr – mh – sonst bin ich doch schneller – aber wer weiss – noch 32 km...
Eine Herausforderung – Wasser fassen  - bei so vielen Leuten vor einem ist die Strasse pitschnass, Becher überall – auch das eine oder andere Mal unter meiner Schuhsohle festgeklebt – und ohne stehen bleiben keine Chance – wird wohl nichts aus der vorgenommenen Erstlaufzeit.
Immer wieder Live-Bands an der Strasse, Leute die klatschen (die hatte ich doch schon mal gesehen – ach,  so ein U-Bahn Ticket für die bequeme Fortbewegung liegt ja auch in meinem Beutel im Schenker-LKW – Seufz) – aber die die Stimmung ist einfach toll. Halbmarathon! – komisch im Juni in Duisburg war da noch Kraft ohne Ende – was ist heute los? Aber – die Hälfte ist geschafft, jetzt geht die Zählerei andersherum. Die Strecke ist immer noch interessant, der Wettergott spielt perfekt mit – nur meine Oberschenkel  werden immer härten – warum mache ich das eigentlich? Die nächsten 10 km sind von inneren Fragen bestimmt – wieso?, was gibt mir das?, ob ich nachher noch schneller werden kann? – und da wieder eine tolle Band. Wir sind bei ungefähr km 20 – da kommt die Nachricht vom Sieger: 2:04:56 – neuer Weltrekord – im nächsten Leben schaffe ich das auch!
Dumm – bei Km 25 sind die Bananen  aus – und dass wo ich doch genau da eine essen wollte – geht übrigens besser als vermutet – die Dinger sind von der Natur wirklich perfekt gestaltet worden. Km 30 – ein nettes Plakat über der Strasse „Jetzt weist Du, was einen Jogger von einem Läufer unterscheidet: 42,195 Km“ -  Scherzbolde diese Veranstalter – aber der Stolz in mir beginnt zu wachsen – ich werde es schaffen – obwohl meine Oberschenkel was anderes wollen. Aber – nur noch 12 km, das ist doch nur die übliche Runde. Mentales Training hilft – ich kann tatsächlich die Muskeln ein wenig entspannen, auch wenn jetzt das linke Fussgelenk meint, eigentlich gehöre es hochgelegt. An einigen Verpflegungsstellen haben die Masseure schon Hochkonjunktur – aber meine Zielzeit lässt dass nicht zu. Km 35 – eine tolle Sambaband – so beschwingt, können die letzten Km nicht mehr schlimm sein – nur Beschleunigen geht nicht mehr. Kurz hinter dem Alex sehe ich einen Läufer am Boden liegen – so ist das also, wenn der Kreislauf nicht mehr will – aber ich habe nur noch 5 km. Unter den Linden – der Rand wird voller – die Zuschauer klopfen auf die papierbehängten Absperrgitter – welch ein Geräusch – wie ein Rauschmittel – jetzt lachen – fast vorbei – das Brandenburger Tor ist in Sicht – es macht plötzlich Spass – die Schritte werden wieder leichter-  dann durch das Tor – nur noch ein paar Meter – und ich habe meinen ersten Marathon geschafft – die Tränen kullern – plötzlich ist alles vorbei., die Medaille baumelt um den Hals.  Erst mal versorgen mit was schönem bunten (diese Isogetränke sind bestimmt für Kinder gemacht – bei den Farben!) und Obst. Auf den Massagebetten herrscht Hochbetrieb – und auch auf dem Rasen vorm Reichstag – eine tolles Bild – tausende von Läufern die sich Dehnen oder Entspannen. Nicht viel später – duschen und dann raus – feiern lassen – obwohl ich irgendwie leer bin. Das ist nun anders – es hat ein wenig gedauert – aber ich bin stolz – und überlege, wie ich das Training für den nächsten Marathon einplanen kann – vielleicht doch eine Sucht, wie man so oft hört???

 


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Dezember 2003

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