Mein
Ziel 2003 - Marathon Berlin 2003 (ein Erlebnisbericht
von Silke Wistuba)
28. September
2003, 9:00 Startschuss für den 1. Marathon meines
Lebens zusammen mit 35.000 anderen Läufern stehe
ich im Block G bei den Babies all denen, die es
zum ersten Mal versuchen. Ganz weit vorne bewegt es
sich wir sehen allerdings nur die Luftballons die
von den Läufern der vorderen Blocks in den strahlend
blauen Himmel entlassen werden. Dann endlich auch
unser Block setzt sich in Bewegung: 9:15 die Zeitmessungsmatten
sind erreicht es geht los. Es ist schon erstaunlich
wie viele Menschen da um mich herum laufen und versuchen
in ihren Rhythmus zu kommen was auf den ersten fünf
Kilometern mehr als schwierig ist die Masse bremst
die Individiulatät enorm. Aber egal, der Puls ist
zwar eigentlich dem Gefühl nach zu niedrig aber
schliesslich sind da ja noch einige Kilometer vor mir
wird schon passen. Der Strassenrand ist gut besetzt
- die Berliner sind Fans, das ist zu merken. Phantastisch
es geht so richtig an den Zentren der Macht vorbei
Siegessäule, Reichstag, dann in den Osten Plattenbauten
Langeweile kommt nicht auf. Bei Km 10 der Blick auf
die Uhr mh sonst bin ich doch schneller aber wer
weiss noch 32 km... Eine Herausforderung Wasser
fassen - bei so vielen Leuten vor einem ist die
Strasse pitschnass, Becher überall auch das eine
oder andere Mal unter meiner Schuhsohle festgeklebt
und ohne stehen bleiben keine Chance wird wohl nichts
aus der vorgenommenen Erstlaufzeit. Immer wieder
Live-Bands an der Strasse, Leute die klatschen (die
hatte ich doch schon mal gesehen ach, so ein
U-Bahn Ticket für die bequeme Fortbewegung liegt
ja auch in meinem Beutel im Schenker-LKW Seufz)
aber die die Stimmung ist einfach toll. Halbmarathon!
komisch im Juni in Duisburg war da noch Kraft ohne
Ende was ist heute los? Aber die Hälfte ist
geschafft, jetzt geht die Zählerei andersherum.
Die Strecke ist immer noch interessant, der Wettergott
spielt perfekt mit nur meine Oberschenkel werden
immer härten warum mache ich das eigentlich?
Die nächsten 10 km sind von inneren Fragen bestimmt
wieso?, was gibt mir das?, ob ich nachher noch schneller
werden kann? und da wieder eine tolle Band. Wir sind
bei ungefähr km 20 da kommt die Nachricht vom
Sieger: 2:04:56 neuer Weltrekord im nächsten
Leben schaffe ich das auch! Dumm bei Km 25 sind
die Bananen aus und dass wo ich doch genau da
eine essen wollte geht übrigens besser als vermutet
die Dinger sind von der Natur wirklich perfekt gestaltet
worden. Km 30 ein nettes Plakat über der Strasse
Jetzt weist Du, was einen Jogger von einem Läufer
unterscheidet: 42,195 Km - Scherzbolde diese
Veranstalter aber der Stolz in mir beginnt zu wachsen
ich werde es schaffen obwohl meine Oberschenkel
was anderes wollen. Aber nur noch 12 km, das ist doch
nur die übliche Runde. Mentales Training hilft
ich kann tatsächlich die Muskeln ein wenig entspannen,
auch wenn jetzt das linke Fussgelenk meint, eigentlich
gehöre es hochgelegt. An einigen Verpflegungsstellen
haben die Masseure schon Hochkonjunktur aber meine
Zielzeit lässt dass nicht zu. Km 35 eine tolle
Sambaband so beschwingt, können die letzten Km
nicht mehr schlimm sein nur Beschleunigen geht nicht
mehr. Kurz hinter dem Alex sehe ich einen Läufer
am Boden liegen so ist das also, wenn der Kreislauf
nicht mehr will aber ich habe nur noch 5 km. Unter
den Linden der Rand wird voller die Zuschauer klopfen
auf die papierbehängten Absperrgitter welch ein
Geräusch wie ein Rauschmittel jetzt lachen
fast vorbei das Brandenburger Tor ist in Sicht
es macht plötzlich Spass die Schritte werden
wieder leichter- dann durch das Tor nur noch
ein paar Meter und ich habe meinen ersten Marathon
geschafft die Tränen kullern plötzlich
ist alles vorbei., die Medaille baumelt um den Hals.
Erst mal versorgen mit was schönem bunten
(diese Isogetränke sind bestimmt für Kinder
gemacht bei den Farben!) und Obst. Auf den Massagebetten
herrscht Hochbetrieb und auch auf dem Rasen vorm Reichstag
eine tolles Bild tausende von Läufern die sich
Dehnen oder Entspannen. Nicht viel später duschen
und dann raus feiern lassen obwohl ich irgendwie
leer bin. Das ist nun anders es hat ein wenig gedauert
aber ich bin stolz und überlege, wie ich das
Training für den nächsten Marathon einplanen
kann vielleicht doch eine Sucht, wie man so oft hört??? |